Deutschland – Frankreich – Türkei
Das Projekt
Die Türkei ist zu einem Zentrum für Geflüchtete und Eingewanderte zwischen Asien und Europa geworden, zwischen Armut und Reichtum, zwischen Auswanderungs- und Einwanderungsländern. Außerdem ist die Türkei Nachbar von Staaten, die sich in politischen, wirtschaftlichen oder kriegerischen Krisen und Konflikten befinden. Es handelt sich um ein Land, welches zu einer Drehscheibe für Flüchtlings- und Migrationsströme geworden ist, von denen viele nach Europa gehen möchten. Gibt es diese Möglichkeit nicht, bleiben sie in der Türkei und versuchen sich hier ein neues Leben aufzubauen.
Die Sozialarbeit müsste in diesem Bereich eine wichtige Rolle einnehmen, um gerade diesen Zielgruppen helfen zu können. Rechtlich gesehen spielen jedoch Sozialarbeiter in der Türkei im Bereich Flucht und Migration kaum eine Rolle, obwohl es wichtig wäre, dass diese Berufsbranche dort einen wichtigen Platz einnimmt. In diesem Sinne sind internationale Kontakte und Erfahrungsaustausche von großer Wichtigkeit, um darüber zu diskutieren, wie in anderen Ländern Soziale Arbeit im Handlungsfeld rechtlich verankert ist und welche theoretischen und praktischen Konzepte sie entwickelt hat.
Gerade Städte wie Diyarbakir sind dabei zu bedeutenden Stationen für ankommende Flüchtlinge geworden. Doch auch in Städten wie Berlin oder Marseille musste sich die soziale Arbeit in den letzten Jahren auf ankommende Flüchtlinge einstellen. Da dies meist nicht steuerbar ist, sehen sich die im sozialen Feld Arbeitenden oft vor großen Herausforderungen. Es werden meist keine zusätzlichen finanziellen Mittel für den Sozialbereich bereitgestellt, obwohl es dieser dringend bedürfte.
Wir wollen die Teilnehmenden anhand von interkulturellen Übungen schulen, sich empathisch und professionell in diesen Prozess einzubringen. Die Gruppe soll sich im Laufe dieses Projektes die verschiedenen sozialen Realitäten der drei Städte Berlin, Diyarbakir und Marseille vergegenwärtigen können. Dazu wird es in jeder Stadt Besuche in Kleingruppen in ausgesuchten Sozialräumen geben. Außerdem werden verschiedene soziale Projekte besucht und die TN haben die Möglichkeit, mit den lokalen Akteuren vor Ort in Austausch zu treten.
Des weiteren haben wir in der ersten Projektphase begonnen, mit den Teilnehmenden an einem gemeinsamen Buch und Sammelwerk an pädagogischen Methoden zu arbeiten, die die Diversität (sprachlich / kulturell / körperlich) in unterschiedlichen Zielgruppen thematisieren und für die Anwendung in der sozialen Arbeit und der non-formellen Bildung gedacht sind. Die Woche in Berlin wird uns dazu dienen, dieses Sammelwerk weiter zu vervollständigen und an der Konstruktion einer Website zu arbeiten, auf der dieser Methodenkatalog in Zukunft frei zugänglich sein soll.
Diversity-Ansatz
Die Idee dieses Ausbildungszyklus ist es, den Teilnehmenden den Ansatz der Methode „Diversity“ zu zeigen und auch andere interkulturelle Methoden zu vermitteln. „Diversity“ zielt darauf ab, die Heterogenität von Identitäten (an)zu erkennen, aber auch die damit verknüpften Fragen zu Macht und Abhängigkeiten zu verstehen. Diese Toleranz und Sensibilisierung ist wichtig, gerade für die Arbeit mit immer heterogener werdenden Zielgruppen. Die Teilnehmenden sollen lernen, Ressourcen im Anderssein zu erkennen, Differenzen auszuhalten und Gemeinsamkeiten zu finden und zu nutzen. Außerdem geht es darum, interkulturelle Prozesse zu erkennen und sich selbst aktiv und professionell einzubringen. Dazu gehört z.B., die Perspektive wechseln zu können, eine eigene Haltung zu haben und Diversität wertschätzen zu können.
Die Daten und Orte
Phase I: | Diyarbakir – vom 21/04/2019 bis zum 28/04/2019 |
Phase II: | Berlin – vom 06/10/2019 bis zum 13/11/2019 |
Phase III: | Marseille – im Sommer 2020 |
Die Teilnehmenden
Pro Partnerland werden 9 Teilnehmende bei dieser Begegnung anwesend sein. Hierbei kann es sich zwar um diverse Profile handeln, allerdings wird der Großteil der Gruppe im sozialen Bereich haupt- und ehrenamtlich tätig sein und Erfahrungen in der Arbeit mit gesellschaftlich benachteiligten Kindern und Jugendlichen und deren Familien mitbringen. Die drei nationalen Gruppen werden divers besetzt sein hinsichtlich Alter, kultureller und ethnischer Herkunft, Geschlecht.